European Taekwondo Championships - Fünf Bronzemedaillen und 3 Viertelfinals für die DTU (Fazit)

Die Anzahl von fünf Medaillen und drei Viertelfinalplatzierungen ist für den Leistungsstand des momentanen Teams als "im Rahmen" zu beurteilen, entspricht jedoch nicht ganz unseren Möglichkeiten. Ich hatte noch den einen oder anderen Finalisten erwartet. Bei den Herren erreichten wir den 9. und bei den Damen den 11. Teamplatz. Nach dem Top-Ergebnis von 2000 in Patras/Griechenland (3 Gold-, 1 Silber und 2 Bronzemedaillen) waren die Erwartungen unseres jungen, im Aufbau stehenden, Teams diesmal nicht so hoch anzusetzen. Mit dem Durchschnittsalter von 20 Jahren (Damen 19 und Herren 21 Jahre) behörten sie zu den jüngsten unter den 43 Nationen. Hier muss jetzt natürlich eine positive Entwicklung einsetzen, um bis zur nächsten Europameisterschaft wieder zu den Finalisten zu gehören. Noch ist der Zeitpunkt auch passend ein leistungsstarkes Olympiakader aufzubauen, um bei den Olympiaqualifikationen Ende 2003 und Anfang 2004 sowie unserer Weltmeisterschaft 2003 in Garmisch Partenkirchen wieder mitmischen zu können. Hier wartet auf unseren Trainerstab viel Arbeit, da wir (wie auch die anderen olympischen Kampfsportarten in Deutschland) mit Kompromissen zwischen Schule, Studium, Ausbildung und Beruf arbeiten müssen. Diese Problematik wollen wir mit der Einrichtung von Sportinternaten (wie schon in Friedrichshafen eingerichtet), der Erweiterung der Bundesstützpunkte (Duisburg kam als letzter BSP dazu) und der Deutschen Sporthilfe, die bedingt Arbeitausfälle finanzieren kann, angehen.
Als sehr positiv war die Stimmung und das Medieninteresse in der bei der Eröffnung und Schlusszeremonie gut gefüllten Atatürk Sporthalle in Samsun zu werten. Leider fiel der Heimvorteil für das starke türkische Team dadurch etwas zu hoch aus. Unser junges Team zeigte mit einem sehr guten Mannschaftsgeist, Kameradschaft und vollem Einsatz immer wieder packende und hochklassige Kämpfe, die leider ab den Halbfinale zu Gunsten der jeweiligen Gegner ausgingen. Als besonders brisant war, neben einigen anderen Fights, der Kampf von Muhammed-Ali Karatas gegen den türkischen Favoriten zu bewerten. Trotz der sehr emotionalen Anfeuerungsrufe und Gesänge der türkischen Schlachtenbummler und dem sehr aggressiven Kampfstill von Kivanc Dincsalmann konnte sich unser Youngster durchsetzen.
Auffallend war das gute Abschneiden der Holländer (2 Gold-, 1 Silber- und 2 Bronzemedaillen), die Entwicklung von Aserbaidschan (2 Silber- und 1 Bronzemedaille) und das schwache Abschneiden, der in letzter Zeit so erfolgsverwöhnten Dänen, die keine Medaille erkämpfen konnten.
Überraschend waren einige Neuigkeiten, die von der ETU-Spitze verkündet wurden. Ab 2004 soll jährlich die Europameisterschaft durchgeführt werden. Ebenso soll eine Schüler Europameisterschaft ins Leben gerufen werden. Weitere Informationen wurden unter den Nationaltrainern ausgetauscht. Z. B. Erfahrungen mit den neuen Wettkampfregeln. So gab es bei den US-Open sehr viele Proteste, da die Kampfrichter und Athleten mit den neuen Regeln noch überfordert waren. Bei dem Damenturnier in Korea lief es dagegen sehr routiniert, da sie sich schon sehr früh darauf einstellten. Die Anzahl der Kopftreffer erhöhte sich um ca. 30% und die Kämpfe verliefen teilweise spektakulär. Unser erster Einsatz mit den neuen Regeln wird beim Worldcup in Tokio stattfinden. Obwohl wir darauf vorbereitet sind, fehlt uns noch die Erfahrung in der Praxis. Wir werden uns bestmöglich innerhalb Trainingskämpfen darauf vorbereiten.
Ich bedanke mich für die Unterstützung allen Mitwirkenden (vom Kämpfer bis zum Offiziellen) und hoffe auf interessante Kämpfe beim Länderkampf der frischgebackenen Europameister innerhalb den olympischen Gewichtsklassen und unseres Teams am 25. Mai 2002 in Friedrichshafen. Hier und beim Worldcup in Tokio sollen unsere "Frischlinge" die routinierten Favoriten jagen, bis sie selbst zum Favoriten werden.