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Nachlese zur EM Poomsae in Antalya | [02.01.2008. 19:01] |
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Keinen Titel – aber trotzdem erfolgreich! Die EM 2007 – ausgetragen in Antalya – war eine Meisterschaft der Merkwürdigkeiten und Ungereimtheiten Schon der Weg bis zu diesem Turnier war bezeichnend. Der Termin – nach der WM und nach verschiedenen Neuansetzungen - war weder unter sportlichen noch ökonomischen Gründen sinnvoll. Top-Secret aber war der Austragungsort, der bis 2 Wochen vor dem Turnier– nach Ablauf der Meldefrist – den teilnehmenden Ländern weder von der ETU noch vom Veranstalter bekannt gegeben wurde. Ziel dieser Geheimhaltung war: die Teilnehmer sollten gezwungen werden, das vom Veranstalter vorgeschriebene Hotel zu buchen (natürlich zu einem völlig überteuerten Preis / 220 € pro Nacht und pro Zimmer). Unser Team ging seine eigenen Wege, denn unsere Auffassung von Demokratie unterscheidet sich hier gravierend. Wir haben diesen Mehraufwand – Hotelsuche, längere Anfahrtswege - auch nicht bereut. Zuschauer waren nicht willkommen, sodass die zahlreichen deutschen Schlachtenbummler denen der Eintritt verwehrt wurde, erst nach langer Diskussion mit dem ETU – Generalsekretär die Halle betreten durften. Eine völlig absurde Situation. Verpflegung in der Halle gab es nicht – auch nicht für Sportler - es sei denn, die Sportler hatten das offizielle Hotel gebucht, die übrigen Sportler, Trainer, Funktionäre durften das Hotel nicht betreten. Der absolute „Höhepunkt“ aus sportlicher Sicht war jedoch das Head of Team Meeting. Hier erfuhren die Trainer und Delegationsleiter, dass das Regelwerk der WTF nur bedingt angewandt werden sollte. Auf Nachfrage entgegnete der verantwortliche Kampfrichterobmann: „ Every Stile is correct, National - Stile, ETU- Stile, WTF – Stile“. Untermauert wurden diese Aussage und deren Bandbreite durch praktische Beispiele aus der 12. und 14. Poomsae. Unverständnis, vor allen Dingen über die Tatsache, wie hier mit einem verbindlichen Regelwerk umgegangen wurde, ein Rückschritt zu Lasten der Länder, die bei der WM erfolgreich waren, weil sie ihren Stil dem geltenden WTF- und auch ETU Regelwerk angepasst hatten. Auch die ETU hatte dieses Regelwerk schon vor über einem Jahr als verbindlich und zwingend anerkannt. Einige der anwesenden WT- Kampfrichter waren mehr als erbost über diese Aussagen, aber es gab keinen Beobachter der WTF und der verantwortliche Kampfrichterobmann war nicht als Kampfrichter bei der WM 2007 eingeladen, d. h. ihm fehlte ganz offensichtlich aktualisiertes Wissen. Ungläubig wurde dieses zur Kenntnis genommen und es kam so wie es kommen musste. Erschwerend kam noch hinzu, dass es zu wenig Kampfrichter gab, sodass die Kampfrichter der jeweils startenden Nationen nicht - wie bisher immer üblich - ausgewechselt werden konnten. Aus deutscher Sicht ein großer Nachteil, da wir keinen Kampfrichter aufgrund der kurzfristigen Einladung und der Vorgabe – nur WTF Kampfrichter sind zugelassen – stellen konnten. Diese Vorgabe wurde – wie beim Turnier dann festgestellt - natürlich nicht eingehalten. Sehr schön war dann zu beobachten, dass in der Regel die eigenen Kampfrichter mit völlig überhöhter Wertung für ihre Landsleute gestrichen werden mussten. So viel zu Fairness und zur Sinnhaftigkeit dieser Vorgaben und Regelungen. Die zum Hotel gehörende Sporthalle hatte durchaus Atmosphäre, und war aufgrund ihrer Größe entsprechend ausgelastet. Das Programm war zwar nicht nach jedem Geschmack – aber man konnte es akzeptieren, wenngleich es nicht unbedingt den Geschmack der SportlerInnen traf, die hatten die eindrucksvollen WTF-Programmpunkte noch ganz frisch in Erinnerung. Nervig allerdings die ständige „Lobhudelei“ der Funktionäre untereinander, mit den entsprechenden Reden und Geschenken, dies könnte durchaus auf eine erträgliche Zeit reduziert werden. Im sportlichen Bereich wurde sehr schnell klar, dass wir mit unserer Umstellung hier nicht im Vorteil waren. Angesagt war „Old-Stile“, abgehakte Einzelbewegungen mit langen Pausen, Maximalkraft von Anfang bis Ende etc. Leidtragende waren in erster Linie unsere Synchron-Weltmeisterinnen und Imke Turner die trotz überzeugender Darbietungen „nur“ Platz zwei bzw. drei im Finale belegen konnten. Wir nahmen es mit Galgenhumor. Weitere Medaillen gab es aber zur Freude des Teams für unsere „Nationalmannschfts-Oldies“ Franz Bartl, der erneut und verdient den 3. Platz erringen konnte, und für Roya Afshar, die mit ihrem 3. Platz erneut ihre Ausnahmestellung unter den Formenläuferinnen dokumentieren konnte. Bronzemedaillen gingen aber auch an Nicole Römer im Einzelwettbewerb, an das Synchronteam Herren B mit Karlheinz Oventrop, Werner Umland und Joannis Malliaros sowie im Paarlauf an Petra Gerber und Martin Paust. Insgesamt werteten der scheidende Bundestrainer Hans Vogel und Vizepräsident Roland Klein dieses Turnier als erfolgreich, Platz 5 in der Mannschaftswertung nach Punkten, nach Medaillen Platz 4, kein Teilnehmer enttäuschte, alle hatten das Finale erreicht und eine tolle und kämpferische Einstellung und Moral an den Tag gelegt. So bedankte sich das Team auf seine Weise bei dem nach 10 Jahren aus dem Amt scheidenden Bundestrainer Hans Vogel. Gelungen und überzeugend war der Einsatz der beiden Co-Trainer, Hado Yun und Manuel Kolb, diese richtungweisende Zusammenarbeit funktionierte hervorragend und ist auch im Sinne einer professionellen Turnierbetreuung unabdingbar. Roland Klein |
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